
Es geht langsam Richtung November, die letzten schönen Herbst-Sonnentage sind vorbei und alle posten schon “season finale” Strava-Rides. Sobald die Tage kürzer, kälter und karger werden, landet das Rennrad bei vielen im Keller. Während die einen die Saison abschließen, legen andere mit gezieltem Rennradtraining im Winter den Grundstein für eine überragende nächste Saison.
Denn im Winter hat man die Möglichkeit, sich eine robuste aerobe Basis aufzubauen und die Leidenschaft für den Sport neu zu entdecken. Kälte, dunkle Straßen und rutschige Gullideckel stehen einem dabei im Weg, werden mit der richtigen Strategie allerdings zum Nebencharakter im Wintertraining. Wir haben 5 Dinge zusammengefasst, die beim Rennradfahren im Winter den entscheidenden Unterschied zwischen Frierfrust und Fahrspaß wie im Sommer machen.
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Mit Abstand der wichtigste Faktor im Wintertraining: Die Bekleidung. Hier entscheidet sichs zwischen frieren, schwitzen und genießen. Aber Entwarnung, Funktionsbekleidung heutzutage hat da so einiges zu bieten, sodass man auch bei Temperaturen unter 0 Grad mit allen Fingern und Zehen wieder daheim ankommt. Wir haben zu Bekleidung im Winter auch schon mal einen extra ausführlichen Blogartikel geschrieben:
Zum Blogartikel: Bekleidung im Winter
Schicht um Schicht ergibt sich das Winteroutfit. Dabei gilt immer die Regel: Mehrere dünne Schichten übereinander isolieren um einiges besser als eine einzige dicke Schicht. Wenn man die Layers also richtig kombiniert erreicht man den perfekten Wärmewohlfühlpunkt. Wir empfehlen dabei folgendes System:
Eine Daumenregel, die man sich außerdem merken kann, wenn du am Anfang vom Ride noch ein bisschen fröstelst, bist du optimal angezogen. Beim Fahren wirst du schnell merken, dass es wärmer wird.

Außerdem wichtig: Warme lange Bib-Shorts. Am besten und am wärmsten sind die aus Thermo-Fleece Material. Hier sollte man besonders auf einen Windschutz und wasserabweisende Beschichtung im vorderen Teil der Hose achten.
Außerdem nicht vergessen: Ohren und Hals schützen. Hier helfen eine dünne Helmmütze und das klassische Multifunktions- Schlauchtuch (auch Buff).
Kalte Hände und Füße sind das Nervigste, was bei einer Wintertour passieren kann. Dabei aber die häufigsten Gründe für abgebrochene Touren. Hier gilt es, mehrere Dinge zu bekämpfen, die einem die Wärme aus dem Körper ziehen möchten: Einerseits verliert man durch den Kontakt mit kalten Oberflächen stark an Wärme. Dazu kommt der eisige Fahrtwind und die Nässe durch den Schweiß von innen und potenziell bei Regen und Schnee auch von außen. Wie also hält man alles, was nicht durch Jacke und Hose geschützt ist, warm im Winter?
Hände: Fingerspitzengefühl
Hier ist die Challenge, Handschuhe zu finden, die einerseits maximal isolieren, dabei aber trotzdem genug Gefühl ermöglichen, um Brems- und Schalthebel gut bedienen zu können. Fans von Fäustlingen müssen jetzt ganz stark sein, denn fürs Rennradfahren sind diese nicht geeignet. Hier sollte man besser zu hochwertigen Fingerhandschuhen greifen, die winddicht sind, eine griffige Innenhand haben und eng anliegend sind.


Füße: Zwiebel 2.0
Da die Füße besonders kälte gefährdet sind, aufgrund der Schuhplatte macht auch hier ein mehrstufiger Ansatz Sinn:

Spezial-Tipp für besonders kälteempfindliche Radler: Es gibt mittlerweile auch diverse beheizbare Handschuhe, Socken oder Sohlen, die sich je nach Temperatur individuell einstellen lassen. Diese sehen teilweise genauso schlank und elegant aus wie normale Bekleidung und verzichten auf super schwere Akkus und Batterien, die die Bewegungsfreiheit einschränken können.
Je nach Temperatur kann man sich ungefähr an diesen Schichtprinzipien orientieren. Die optimale Zusammensetzung kann aber natürlich entsprechend des individuellen Kälteempfindens stark variieren:
| Temp. | Baselayer | Midlayer | Jacke/Weste | Hose | Handschuhe | Füße | Kopf/Hals |
| 10°C bis 15°C (Kühl) | Kurzarm-Funktionsshirt | Langarm-Trikot oder Kurzarm-Trikot mit Armlingen | Windweste (in der Tasche) | Kurze Bib-Shorts mit Beinlingen | Dünne Langfinger-Handschuhe | Dünne Socken | Stirnband oder Tuch |
| 5°C bis 10°C (Kalt) | Langarm-Baselayer (dünn) | Thermo-Langarmtrikot | Dünne, winddichte Softshell-Jacke | Thermo-Bib-Tight | Winddichte Übergangs-Handschuhe | Thermo-Socken & Überschuhe | Helmmütze |
| 0°C bis 5°C (Sehr Kalt) | Langarm-Baselayer (Merino/Thermo) | Dünnes Fleece-Trikot (optional) | Gefütterte Thermo-Softshell-Jacke | Thermo-Bib-Tight | Gefütterte, winddichte Handschuhe | Dicke Thermo-Socken & -Überschuhe oder Winterschuhe | Winddichte Helmmütze & Halstuch |
| < 0°C (Frost) | Wie 0-5°C, optional 2. Baselayer | Dickes Thermo-Langarmtrikot | Thermo-Jacke | Thermo-Bib-Tight, ggf. mit Short darüber | Dicke Fingerhandschuhe | Winterschuhe, ggf. mit Wärmepads | Sturmhaube (Balaclava) |
Grip ist alles im Winter: Wie beim Auto sollte man auch beim Rad über Winterbereifung nachdenken. Standard-Sommerreifen können zwar auch im Winter gefahren werden sind aber für kalte Temperaturen weniger geeignet, da sie aufgrund der Gummimischung schnell verhärten und dadurch vor allem auf nassen Straßen stark an Grip verlieren.
Es gibt deshalb spezielle Winterreifen, die eine weichere Gummimischung verwenden. Diese haben außerdem oft ein ausgeprägteres Profil. Auch breitere Reifen können im Winter einen Unteschied machen, durch die größere Auflagefläche hast du mehr Grip und Fahrsicherheit.
Sie sehen vielleicht nicht so mega Aero aus, können einem aber die ein oder andere Regendusche von unten ersparen. Außerdem schützen sie auch den Antrieb vor Wasser, Dreck und Streusalz.

Im Winter sollte man auch seine Fahrweise an die Konditionen anpassen. Es macht Sinn, vorausschauender und defensiver zu fahren, da man Gefahren oft schlechter einschätzen kann.
Im Winter muss dein Rad einiges aushalten. Am schlimmsten ist dabei die Wirkung von Streusalz in Verbindung mit Wasser. Diese Kombination beschleunigt die Korrosion des Metalls an deinem Fahrrad nämlich massiv, was zu korrodierten Lagern und extrem hohem Verschleiß am Antrieb führen kann. Deshalb ist das Putzen des Fahrrads nach einer Wintertour unumgänglich, auch wenn man keine Lust hat:
Mehr Tipps zur richtigen Fahrradpflege findest du in diesem Blogartikel:
Fahrrad richtig pflegen: So bleibt dein Fahrrad fit
Wenns besonders kalt oder ungemütlich ist, macht es manchmal einfach keinen Sinn, sich auf die Straße zu schwingen. Dann hilft nur noch eins: Die Rolle. Plattformen wie Zwift, TrainerRoad oder Wahoo SYSTM bieten dabei die nötige Ablenkung und Gamification, dass man nicht nur die weiße Wand beim Indoortraining anstarren muss. Da es außerdem mittlerweile neben den Top-Modellen auch preiswertere Rollentrainer gibt, ist das Indoor-Training auch erschwinglicher für den Hobby-Sportler geworden.
Wenn wir eine Empfehlung fürs Wintertraining geben würden, wäre es: Lange und entspannte Grundlagenfahrten kann man gut an sonnigen und trockenen Wintertagen draußen machen. Wenns um intensivere Intervalle und kurze, harte Einheiten geht, ist der Rollentrainer eine gute Ergänzung zu draußen.

So viel zu unseren Tipps und Empfehlungen, wenn es darum geht, auch in der kalten Jahreszeiten draußen ein paar Kilometer zu sammeln. Rennradfahren im Winter bleibt damit immer noch eine kleine Herausforderung, mit der richtigen Planung und Ausrüstung kann man aber auch im Winter eine gute Zeit im Sattel haben. Außerdem sind ja winter miles bekanntlich summer smiles :), es lohnt sich also auch im Winter dran zu bleiben.